Hilfe annehmen!

Demenz ist eine Familien-Krankheit – selbst diejenigen Familien-Mitglieder, die nicht mit dem Menschen mit Demenz zusammen leben, sind oft betroffen und sehr belastet. Wichtig ist in solchen Situationen, sich aktiv um Hilfe zu bemühen und diese auch anzunehmen. Das ist gar nicht einfach. In der Regel helfen wir lieber tatkräftig anderen, als Hilfe anzunehmen. Dabei gibt es viel Unterstützung für Familien mit Menschen mit Demenz.

  1. Bücher von anderen Betroffenen
    Manchmal hilft es schon, aus einem Buch zu erfahren, dass es anderen ähnlich geht wie einem selbst.

  2. Angehörigen-Gesprächskreis
    Noch besser ist es, direkt mit anderen Betroffenen zu sprechen. Hier kann man nämlich auch mal mit anderen über die Schwierigkeiten fluchen und lachen.

  3. Beratung
    Wenn professionelle Beratung gefragt ist, wenden Sie sich einfach über unser Kontaktformular an uns. Wir geben erste Infos per Mail und geben Ihnen einen Ansprechpartner für ein persönliches Beratungsgespräch.

  4. Betreuungsnachmittag
    Seinen Menschen mit Demenz mal einen Nachmittag abgeben zu können, heißt drei Stunden Ruhe und die Gewissheit, dass er in guten Händen ist.

  5. Hausbesuchsdienst
    Wenn Sie das Haus nicht mehr verlassen können, können Sie sich eine Kraft kommen lassen, die sich für 2, 3 Stunden mit „Ihrem“ MmD beschäftigt.

  6. Ambulanter Dienst
    Lassen Sie sich von einem ambulanten Dienst – also von Profis – unterstützen! Viele ambulante Dienste bieten auch hauswirtschaftliche Unterstützung und Betreuungsleistungen gegen Bezahlung an.

  7. Medikamenten-Gaben
    Von Ihrer Krankenkasse bezahlt werden regelmäßige Medikamentengaben, wenn niemand im Haus wohnt, der das für den MmD übernehmen kann. Damit kommt 2 – 3 Mal am Tag jemand ins Haus.

  8. Tagesstätte – auch tageweise
    In immer mehr Gemeinden in Hessen gibt es Tagesstätten für Menschen mit Demenz, die Ihren Angehörigen tagsüber aufnehmen und auch für den Fahrdienst sorgen. Diese Möglichkeit gibt es auch tageweise.

  9. WG oder Pflegeheim
    Setzen Sie sich rechtzeitig damit auseinander, dass es vielleicht zu Hause irgendwann nicht mehr geht. Schauen Sie sich nach passenden Wohngelegenheiten um!

Kontakt

Alzheimer Gesellschaft Hessen e. V.

0611 724 257 01

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Gemeinschaft tut gut

Als der Arzt meinen Mann sah, nachdem er sechs Wochen in der WG war, sagte er als Erstes zu mir: »Also, das muss ich ja sagen, Ihr Mann hat ganz klare Augen, er hat einen entspannten Gesichtsausdruck und seine Bewegungen sind wesentlich gelöster, soweit man davon sprechen kann. Sie sind auf einem guten Weg.«
(S. 198)
Den ersten Monat war ich fast jeden Tag in der WG. Ich habe gesagt: »Um es allen zu erleichtern und um das Personal zu informieren, wie mein Mann am besten zu behandeln ist, komme ich anfangs jeden Tag.« Ich habe das aber langsam heruntergeschraubt. Ich kann jetzt auch beruhigt weggehen.
Sonst lief er ja hinter mir her. (…) Wenn ich jetzt weggehe, habe ich ein gutes Gefühl, weil ich weiß, dass er da gut aufgehoben ist. Es geht ihm gut, er hat eine gute Versorgung und es wird nach ihm geguckt. Und es ist ja so: Wenn es ihm gut geht, geht es mir auch gut, und dann kann ich auch gehen.
Nun ist es auch möglich, nur mal eben hinzufahren. Ich brauche lediglich einen kleinen Schlenker zu machen. Dann kann ich, wie gesagt, in aller Seelenruhe wegfahren und meine Besorgungen machen. Sonst hätte ich auf Kohlen gesessen und gedacht: »Jetzt gehst du weg. Was passiert wohl?«
(S. 203 – 204)

(aus: aus Inga Tönnies: Abschied zu Lebzeiten. Wie Angehörige mit Demenzkranken leben. BALANCE buch + medien verlag, 5. Auflage 2013, ISBN-Nr. 978-3-86739-007-1)